Das Softwareprogramm Hotelkit hilft Hotelmitarbeiter, die täglichen Herausforderungen besser zu lösen. Der Erfolg, den der Firmengründer und seine Leute einfahren, gibt ihnen enorme Energie. Höchste Individualität und eine kräftige Portion Spaß prägen deren Arbeitsalltag. Der Salzburger Firmengründer Marius Donhauser stammt aus einer Hoteliersfamilie – er betreibt auch den Salzburger Hof in der Stadt Salzburg – und kann auf jahrelange eigene Gastronomieerfahrungen zurückgreifen. Donhauser und seine Leute haben seit 2012 einen enormen Betriebserfolg eingefahren. 1.500 Neukunden und 65 Mitarbeiter ist das Resultat dieser Arbeit. Laufend wird das Produkt weiter entwickelt. Die Innovationsfreudigkeit des Unternehmens leitet sich aus New-Work-Rahmenbedingungen ab. Welche Faktoren zum Tragen kommen und welche Kulturleistung dahintersteckt, verrät Marius Donhauser im Interview mit WorkVision-Experte Chris Holzer.
Ihr habt viel Spaß in der Arbeit, geht da nicht die Ernsthaftigkeit und Leistungsbereitschaft verloren?
Wir haben uns eine Software überlegt, die Sinn macht, wir verändern deren Alltag. Das Produkt kommt sehr gut an. Dieses Feedback der Kunden gibt uns sehr viel Kraft und Energie. Kunden sagen zu uns: „Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, ohne hotelkit zu arbeiten.“ Das ist eine Mission, die alle mitzieht. Die im Unternehmen verbrachte Lebenszeit sollte Spaß machen. Als Softwareunternehmen haben wir seit langer Zeit Erfahrung mit Homeoffice, das kommt vielen Mitarbeitern zu Gute, Studenten und Müttern zum Beispiel. Wir kommen auch gerne bei uns im Büro zusammen, unser Spirit wird greifbar. Wir sind eine Working-Family. Wir tun alle gerne, was wir tun. Da steht unterm Strich eine hohe Leistungsbereitschaft.
Was kann hotelkit?
Ich hatte eine Idee, hatte Sofware-Erfahrung und auch meine Co-Founder waren Programmierer. Eine digitale Zusammenarbeit und open Innovation war für uns Alltag. Parallel hatte ich den Salzburgerhof übernommen. Ich wollte im Arbeitsablauf mit einem anderen Ansatz arbeiten, als ich das vielfach in anderen Betriebsführungen gesehen hatte. Ein Hotel ist rund um die Uhr und sieben Tage in der Woche offen. Da neigen Hoteliers zu ständiger persönlicher Verfügbarkeit, wenn Probleme auftauchen. Mit unserer zweigliedrigen Plattform machen wir das Wissen des eigenen Unternehmens verfügbar, ähnlich wie bei Wikipedia. Damit steigt die Kompetenz zu eigener Problemlösung. Zweitens wollte ich die Kommunikation generell vereinfachen, nach Vorbild der aufkommenden Social Networks. Privates Kommunikationsverhalten wird somit im Betrieb etabliert. Das führt zu effizienteren Abläufen, in selbstbestimmter Art und Weise und zum vermehrten Einbringen eigener Ideen. Die frei werdende Zeit kommt der Gästebetreuung zu Gute.
Was unterscheidet hotelkit vom System herkömmlicher Dienstanweisungen?
Über die Verinnerlichung werden Prozesse genauer eingehalten. Die Menschen arbeiten täglich mit unseren Tools: Der Haustechniker bekommt Reparaturaufträge, die Hausdame verteilt die Zimmer, die zu reinigen sind, und die Front-Office-Leute machen Dienstübergaben. Mit einer Verknüpfung von täglichem Arbeitstool, Wissensplattform und eigener Initiative, entsteht eine gewisse Leichtigkeit: Ich bin immer nur einen Klick von der Befriedigung meiner Neugierde entfernt. Obwohl digital organisiert, entsteht viel Gemeinsamkeitsgefühl, weil alle insgesamt das Tool als hilfreich einschätzen. Wir sehen unsere Programme als Ergänzung der interpersonellen Kommunikation, wobei der Vorteil von hotelkit auch darin liegt, eine effizientere Vorbereitung von Meetings zu gewährleisten, da im Vorfeld digital bereits vieles ausgetauscht und geklärt wurde.
Sales-Tiere, Superstar-Organisatoren und Leute aus der Buchhaltung, die wir lieben: Warum dieses Wording?
Kathi, die Schwester einer langjährigen Mitarbeiterin, ist eine hervorragende Texterin. Wir wollten auf unserer Website einen neuen Stil verfolgen, der uns als Unternehmen gut repräsentiert. Sie hat vorgeschlagen und wir haben gesagt: „Genau, das sind wir!“ Wir sind ein lockeres Unternehmen, das qualitativ hochwertig arbeitet. Das war darzustellen, weil wir genau solche Haltungen bei bestehenden und neuen Mitarbeitern suchen.
Soft-Faktoren wie Wärme, Mögen, Wertschätzung werden bei Euch groß geschrieben?
Recruiting ist die große Herausforderung. Wenn wir ausschließlich in Salzburg Mitarbeiter suchen würden, die als Anforderung Erfahrung in B2B in einem SaaS (Software-as-a-Service)-Unternehmen mitbringen, dann wird das schwierig werden. Wir kooperieren mit dem Tourismuszweig der Fachhochschule Salzburg. Da sind viele junge, ambitionierte Talente zu finden. Der Anteil von Frauen ist hoch. Im Betrieb fördern wir diese Talente. Daraus entstehen auch neue Positionen im Unternehmen. Wir haben 70% Wachstum, sind durch Corona 2020 in dieser Entwicklung allerdings gebremst und forcieren in Zukunft strukturiertere Personalentwicklung. Im Bereich Programmierung sieht die Geschlechterverteilung übrigens genau umgekehrt aus, da arbeiten 100% Männer. Jedenfalls ist uns wichtig, dass alle verstehen, was uns den richtigen Spirit bringt, egal ob Mann oder Frau.
Gamechanger der WKS 2016 und mehrfacher Hotel Tech Report-Sieger. Freuen Euch Auszeichnungen?
Das ist jedenfalls schön. Wir haben auch schon einmal den Salzburger Wirtschaftspreis als Start-up gewonnen. Gerade in der Anfangsphase kannst Du mit den gewonnenen Preisen gute Öffentlichkeitsarbeit machen. Man kann noch nicht auf viel Kunden-Feedback zurückgreifen, da ist die positive Begutachtung durch eine Fachjury viel Wert. Der internationale Hotel Tech Report ist für die Mitarbeiter sehr wichtig. Gleich in vier Kategorien weltweit zu bestehen, noch dazu als Bootstrap (Unternehmen ohne Investor), ist cool. Die größte Auszeichnung ist allerdings das Vertrauen unserer Kunden in uns.
„WorkVision“ ist eine Serie der „SW“ über zukunftsträchtige Ansätze rund um modernes Arbeiten im Bundesland Salzburg. Die Reihe wird von Christian Holzer, Work-Life-Balance-Experte in Unternehmens- und Karrierefragen, gestaltet. Die Interviewpartner werden in der Radiofabrikreihe „Fair-Play“ vor das Mikrofon geholt.